¡Hasta pronto Madrid! Gerade einmal acht Wochen ist es her, dass ich hochsommerliche Temperaturen, Tapas und Tinto de Verano gegen Hamburger Schietwetter und Arbeitsalltag eingetauscht habe. Sechs Monate lang habe ich in Spanien gelebt und studiert, neue Menschen kennengelernt, Kurse in anderen Sprachen belegt und gutes Essen gegessen.
Welche Vor- und Nachteile bringt so ein Auslandssemester mit sich? Lohnt es sich für jeden? Und wie kann man Unterstützung bekommen? Ich gebe euch einen Einblick in meine Erfahrungen und Tipps und Tricks, die ich dabei gelernt habe.
Seit ich angefangen habe zu studieren, stand für mich fest, dass ich ein Auslandssemester machen wollte. Ich habe bereits während meiner Schulzeit ein Jahr im Ausland verbracht und weiß daher, wie wichtig diese Erfahrungen sind und wie sehr man daran wächst. Dieser Wunsch und das Fernweh sind dann jedoch etwas in Vergessenheit geraten und die Semester verflogen, ohne dass ich einen konkreten Plan hatte. Am Ende des fünften Semesters wurde mir klar, dass mir nur noch die Bachelorarbeit und ein paar Wahlpflichtkurse fehlten, um mein Studium zu beenden.
Also jetzt oder nie! Ich entschied mich, die Bachelorarbeit um ein Semester zu verschieben und meine letzte Chance zu nutzen.
Eine Menge Papierkram
Sich so spontan für ein Auslandssemester zu entscheiden, bedeutet Stress. Es müssen Formulare ausgefüllt, Unterschriften von verschiedensten Personen eingeholt und Anträge gestellt werden. Hinzu kommt die Wohnungssuche, eventuell die Untervermietung der eigenen Wohnung und vieles mehr.
Wenn ihr wisst, dass ihr ein Auslandssemester machen möchtet, würde ich euch empfehlen, ein Jahr oder zumindest ein halbes Jahr im Voraus mit der Planung zu beginnen und nicht erst drei Wochen vor Bewerbungsfrist.
Ein weiterer Tipp von meiner Seite lautet: Scheut euch nicht davor, euch Hilfe zu holen. Wenn ihr Fragen oder Ängste habt zum bevorstehenden Auslandsaufenthalt, dann wendet euch an das International Office. Sowohl das eurer Uni als auch das der Gast-Uni sind für euch und eure Anliegen zuständig.
Ihr solltet auf alle Fälle auch im Voraus klären, ob euch die Kurse angerechnet werden, die ihr im Ausland belegt. Das ist nicht immer der Fall.
Wie entscheidet man sich für das richtige Land?
Wohin soll es gehen? Das ist die wohl wichtigste Entscheidung, die getroffen werden muss, bevor man seine Bewerbungsunterlagen abgibt und an einer Partneruniversität nominiert wird. In welchem Land oder auch in welcher Stadt kann ich mir vorstellen, sechs Monate zu leben? Nach welchen Kriterien das entschieden wird, ist jedem selbst überlassen. Einige würden es vielleicht nach dem Ruf der Uni oder den angebotenen Kursen entscheiden. Andere nach dem Klima und den geografischen Gegebenheiten. Für mich ging es in erster Linie um die Sprache. Ich habe bereits in einem spanischsprachigen Land gelebt und spreche die Sprache fließend, also lag es nahe, dies zu nutzen.
Letztendlich haben mich die Vorteile des ERASMUS+ Programms überzeugt, in Europa zu bleiben. Ich wurde für Barcelona und Madrid nominiert und habe mich für Madrid entschieden, da in Barcelona mehr Catalán als Spanisch gesprochen wird.
Und wie geht’s weiter?
Wenn der ganze bürokratische Teil an der Uni abgeschlossen ist, beginnt erst die eigentliche Planung. Eine Wohnung muss her, ein Flug gebucht, eventuell eine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden. Und brauche ich eine Kreditkarte? All das sollte man klären, sobald feststeht, wohin es geht.
Ich empfehle, die Erfahrungsberichte anderer Studierender zu lesen. In meinem Fall wurden mir diese von meiner Uni zur Verfügung gestellt. Besonders hilfreich sind die Erfahrungen in Bezug auf Plattformen oder Wege, eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu organisieren.
Finanzielle Unterstützung
Falls ihr Sorge habt, euch ein Auslandssemester nicht leisten zu können, kann ich euch beruhigen. Bleibt man innerhalb der EU, so bekommt man finanzielle Unterstützung durch das ERASMUS+ Programm. Die Summe hängt vom Gastland ab. Zusätzlich lässt sich die ERASMUS+ Förderung auch noch mit Auslands-BAföG kombinieren.
Wichtiger Tipp: Auch wenn euch im Normalfall kein BAföG zusteht, solltet ihr für das Auslandssemester einen Antrag stellen. Denn das Auslands-BAföG läuft über einen eigenen Verband und wird auch anders berechnet.
Und sollte es euch trotz staatlicher Unterstützung noch an Geld mangeln, könnt ihr auch im Ausland jobben. So lernt ihr die Sprache schneller und knüpft neue Kontakte. In Erasmus-Foren findet man häufig interessante Stellenanzeigen. Wenn ihr Interesse an einem Babysitter-Job habt oder euch vorstellen könnt, Nachhilfestunden anzubieten, würde ich euch empfehlen, Zettel in Schulen aufzuhängen. Besonders in den deutschen Schulen suchen Eltern häufig nach Deutsch-Muttersprachlern, die ihre Kinder unterstützen.
„No entiendo nada..“ – Was hilft beim Sprachelernen?
Die größten Hürden beim Gedanken, im Ausland zu leben, sind für viele Menschen wahrscheinlich die Sprache und die Angst davor, keine Freunde zu finden. Meiner Meinung nach besteht für Letzteres – besonders im Auslandssemester – kein Grund. Und außerdem lassen sich die beiden Punkte auch prima kombinieren. Als Student begegnet man meist vielen neuen Menschen und im Auslandssemester ist das nicht anders.
Von der Gastuniversität bekommt ihr im Normalfall einen sogenannten Buddy zugeteilt. Das ist eine Studentin oder ein Student, der euer persönlicher Ansprechpartner sein wird. Buddies sind dafür da, euch den Campus zu zeigen, Fragen zu beantworten, euch bei der Kurswahl zu helfen und Tipps zu geben. Möglicherweise schließt ihr so schon die ersten Freundschaften.
Auch in den Vorlesungen und Seminaren begegnet man vielen neuen Menschen. Wählt ihr Kurse auf Englisch, trefft ihr einen Großteil der anderen ausländischen Studierenden, die häufig genauso interessiert daran sind, Freunde zu finden wie ihr. Wählt ihr eure Kurse aber auf der Sprache des Landes, werdet ihr auf viele Einheimische treffen, die euch die besten Tipps geben können und mit denen ihr auch gleichzeitig die Sprache üben könnt.
Um in einem fremden Land schnell Kontakte zu knüpfen, eignet es sich auch, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. In einer kunterbunt durchmischten WG zu wohnen, bringt viele Vorteile mit sich, aber auch mit „Locals“ zusammenzuleben, ist toll. Wenn ihr zu Hause ausschließlich die Landessprache sprecht, werdet ihr schnell große Fortschritte machen. Ihr könnt euch aber auch Tandem-Partner suchen oder an Language-Exchange-Treffen teilnehmen, die ihr über Plattformen wie Couchsurfing finden könnt.
Und damit sage ich ¡Vamos! Trauen wir uns mal was. Auf der anderen Seite der Komfortzone wartet die ganze Welt auf uns.