Welche Reaktionen bekommt ihr, wenn ihr jemandem euren Beruf bzw. eure aktuelle Tätigkeit nennt? Beifall und Bewunderung? Achselzucken und gelangweilte Blicke? Oder gar Abneigung? Bei mir ist es irgendwo dazwischen – es handelt sich eben um einen Schreibtischjob im Büro, der einen nicht unbedingt zum Superhelden macht …
Deshalb frage ich mich: Welche Berufe genießen eigentlich besonders hohes Ansehen und Vertrauen? Und welche sind eher negativ behaftet?
Wer dazu recherchiert, findet eine Reihe von Statistiken zum Beispiel von Markt- und Meinungsforschungsunternehmen wie Allensbacher, Forsa oder GfK. Sie unterscheiden sich zwar im Detail bei der Fragestellung, aber das grundsätzliche Ergebnis ist immer sehr ähnlich. Hier die Zusammenfassung!
Ganz vorne: die Retter in der Not
„Ich will Feuerwehrmann werden!“ – manche von euch erinnern sich vielleicht noch an diesen Lieblingssatz des kleinen Zeichentrick-Drachens Grisu. Vielleicht weil er wusste, dass er damit in Sachen Berufsprestige ganz vorne landen würde?
Das zumindest sagen die Statistiken: Feuerwehrleute liegen an der Spitze – und das nicht nur hierzulande, sondern auch in sehr vielen weiteren Ländern der Welt. Aber auch andere helfende Berufe mischen vorne mit: Ärzte, Krankenschwestern/-pfleger, Sanitäter und Polizisten – augenfällig also alle, auf die wir angewiesen sind, wenn wir unerwartete Probleme haben oder in Notsituationen geraten.
Generell liegen in Berufe-Rankings Menschen weit vorne, in deren Hände wir unsere Sicherheit (zwangsläufig) vertrauensvoll legen: Dazu gehören Piloten und die Fahrer öffentlicher Verkehrsmittel. Relativ gut schneiden auch Erzieher und Lehrer ab, die übrigens in der Gunst der Öffentlichkeit in den letzten Jahren gestiegen sind.
Buntes Mittelfeld
Mittleres Ansehen und Vertrauen genießen ganz unterschiedliche Berufe: Zu ihnen gehören Landwirte genauso wie Richter, Architekten oder ganz allgemein Unternehmer. Auch Anwälte, Journalisten, Beamte oder Pfarrer tummeln sich zum Beispiel hier in der Mitte.
Die rote Laterne …
… tragen je nach Statistik Politiker und Versicherungsvertreter: Mangelndes Vertrauen führt hier zu einem negativen Image. Ähnlich sieht es bei Managern und Werbefachleuten aus. Scheinbar trauen wir denjenigen nicht (bzw. nichts zu), die uns im weitesten Sinne etwas verkaufen wollen, seien es nun Versicherungen, Wahlprogramme oder andere Produkte.
Auffällig bei den hinteren Plätzen ist, dass diese Berufe im internationalen Vergleich hierzulande besonders schlecht bewertet werden.
Interessante Statistiken mit kleinen Fragezeichen
Ich finde solche Ergebnisse immer sehr spannend – aber frage mich auch oft, wie diese Meinungen zustande kommen.
Was meint ihr: Ist zum Beispiel das Misstrauen gegenüber Politikern berechtigt? Oder liegt es daran, dass kaum eine andere Berufsgruppe so im Fokus der täglichen Berichterstattung steht?
Und wie sieht es mit Versicherungsvertretern aus? Habt ihr alle schon schlechte Erfahrungen mit ihnen gemacht? Und mit Managern? Ja, es gibt sie, die „Nieten in Nadelstreifen“. Aber sind das nicht eher Ausnahmen? Machen uns die Gehälter vielleicht neidisch?
Ganz allgemein stellt sich die Frage, ob solche Einschätzungen auf tatsächlichen, eigenen Erfahrungen basieren oder auf Vermutungen, Klischees und Pauschalisierungen.
Selbst bei Berufsgruppen, die wir aus eigener Erfahrung relativ gut kennen und dadurch klar einschätzen können müssten, finde ich es schwierig. Nehmen wir mal die Lehrer: Meine eigene Erfahrung mit ihnen reicht von Spitzenklasse bis Totalversager. Eine eindeutige Zuordnung erscheint somit schwierig. (Zugegeben – meine Schulzeit liegt jetzt auch schon ein paar Tage zurück 😉 )
Was ich damit sagen will: Zumindest, wenn es um eure eigene Berufswahl geht, solltet ihr euch lieber nicht zu sehr von solchen Rankings beeinflussen lassen.
Ihr könnt gerne zur Feuerwehr gehen oder Mediziner werden, solange der Beruf euer Wunsch ist und ihr die nötigen Kompetenzen dafür mitbringt. Wenn euch aber zum Beispiel Finanzbeamter mehr liegt, sollte euch der Aspekt Berufsprestige (das hierfür eher in der unteren Hälfte liegt) nicht davon abhalten. Und wenn ihr glaubt, die besseren Politiker zu sein: Nur zu – das Land braucht euch! 🙂 Wichtig ist vor allem eure Motivation!
Was tun, wenn man sich beruflich wirklich neu orientieren möchte?
Zunächst einmal gilt es zu erkennen, ob es tatsächlich Zeit für einen Jobwechsel ist. Wie man das herausfindet, erfahrt ihr hier.
Auf eurem weiteren Weg kann euch dann zum Beispiel ein professionelles Jobcoaching weiterhelfen und neue Perspektiven eröffnen. Vielleicht läuft es ja sogar auf eine Umschulung heraus, nach der man in einem ganz neuen Beruf noch einmal richtig durchstarten kann.
Und wenn ihr in eurem jetzigen Job glücklich seid – umso besser. Egal was das Ranking sagt 😉
Wo stehen die Journis?
Persönlich halte ich von so einem Prestige Denken nichts. Der eine macht eine Finanzausbildung, der andere geht studieren und andere einfach Gebäude reinigen. Sagt ja nichts über den Menschen, seinen Erfolg und seine persönlichen Ziele aus. Ich würde jeden Manager genauso behandeln wie eine Reinigungskraft… 😉
Guter Beitrag. Auch wenn ich das mit dem Ansehens immer nicht verstehen kann. Klar, manche können aufgrund von Bildung gewisse Sachen nicht, aber trotzdem finde ich es gut, wenn sich Leute auch für andere Jobs bewerben, die man selbst nicht machen möchte. Sowas muss auch beachtet werden. Und vielleicht macht ja jemanden das Gabelstapler fahren mehr Spass als ein Mathe Studium. Dann ist es ihm meistens ja auch egal, wie man angesehen wird. 🙂
So ist es. Es ist wichtig, beruflich das zu tun, was einem Spaß macht – und das dann möglichst gut zu machen.
Zu Versicherungsleuten habe ich durch meine überaus positive Erfahrungen mit einer Maklerin eine sehr gute Einstellung. Grundsätzlich scheint es, weil der Beruf ja von einem Menschen ausgeübt wird, dass menschlicher Faktor teilweise höher liegt als die Berufsprestige.
Ja, das stimmt! Es ist sehr vom einzelnen Menschen und damit vom konkreten Einzelfall abhängig. Rankings zum Berufsprstige können insofern nur Tendenzen wiedergeben.