Corona hat unsere Welt weiterhin fest im Griff. Die Kurzarbeit, die auf viele am Anfang vielleicht noch wie eine willkommene Pause in der Hektik unseres Alltags wirkte, zehrt am Portemonnaie und inzwischen auch an den Nerven. Und immer wieder die quälende Frage: Wann hört das auf? Wie wird es weitergehen?
Nun, diese Frage kann inzwischen wohl niemand beantworten, und hier schleicht sich etwas in unsere Psyche, das auf die Dauer sehr zerstörerisch wirken kann: Hilflosigkeit. Wie lange werden wir noch von äußeren Umständen abhängig sein, ohne selbst handeln zu können?
Können wir wirklich nichts an unserer Situation verändern?
Wie hast du das letzte Jahr verbracht? Oft hat die ungewisse Situation die Menschen dazu geführt, sich ganz grundsätzliche Fragen über ihren Lebensweg zu stellen. Bist du auch an einen Punkt gekommen, an dem du dich einmal gefragt hast, ob du das, was du bisher getan hast, auch in Zukunft noch so tun willst? Bist du vielleicht zu dem Schluss gekommen, dass du etwas verändern möchtest?
Das Gute im Schlechten: Wir sind nicht vollkommen handlungsunfähig. Auch in dieser Zeit gibt es Mittel und Wege, unser Leben – zumindest teilweise – zu verändern. Solltest du also zum Beispiel gemerkt haben, dass du eigentlich nicht glücklich bist in deinem aktuellen Beruf, dann ist jetzt der Moment gekommen, dir Gedanken darüber zu machen, wie du einen neuen Weg einschlagen kannst. Ja, ganz richtig: Nicht die Frage nach dem „Ob“, sondern die Frage nach dem „Wie“ gibt uns unsere Handlungsfähigkeit zurück.
Stellensuche in Corona-Zeiten
Es gibt doch aber sicher zurzeit einen enormen Ansturm auf Stellen? Und zahlreiche Arbeitssuchende, die bereits ihre Arbeitsstelle verloren haben, ihre Selbständigkeit nicht mehr aufrechterhalten konnten oder ebenfalls aus der Kurzarbeit herauskommen möchten. Ja, auch das ist richtig.
Laut der OECD hat die Arbeitslosigkeit aufgrund der Corona-Krise drastisch zugenommen, im zweiten Lockdown wird sogar noch ein weiterer Anstieg erwartet. Doch Deutschland sei vergleichsweise gut dabei weggekommen.[1] Und nicht alle Branchen sind von der Krise gleichermaßen hart betroffen. Zahlreiche Unternehmen, wie zum Beispiel der Online-Handel, die TV- und Streaming-Branche oder Forschung und Pharma boomen sogar.[2] Und benötigen Mitarbeiter[3].
Solltest du also den Wunsch nach Veränderung haben, so spricht nichts dagegen, dich auch in dieser Zeit zu bewerben. Ein Pluspunkt: Die Kurzarbeit schenkt dir eventuell sogar die Zeit, bei deiner Recherche und der Formulierung deiner Bewerbung besonders sorgsam vorzugehen.
Zugleich kannst du frei gewordene Zeit auch als Chance zur Weiterbildung nutzen, die sich geschickt mit der Vorbereitung auf den neuen Job verbinden lässt. So bist du up to date und hast gleich zusätzliche Argumente zur Hand, die für dich als Bewerber sprechen.
Passende Stellen finden
Die zentrale Frage lautet nun erstmal: Wo soll ich mich bewerben? Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum neuen Job ist die Wahl der Jobbörse. Heutzutage ist der Markt der Jobportale extrem gesättigt, was im Umkehrschluss sehr hilfreich für Bewerber sein kann. Durch gezielte Wahl können sich Arbeitssuchende direkt auf dem passenden Portal anmelden und schnell die richtigen Angebote finden.
Eines der ersten Kriterien, die Suchende treffen sollten, ist, ob nach einem Vollzeitjob oder einem Neben-/Minijob gesucht wird. Auf Portalen wie z.B. Nebenjob.de werden gezielt viele Neben- und Teilzeitjobs angeboten. Hier gibt es für alle Ausbildungen, Ausbildungslevel und Interessen das passende Angebot.
Seiten wie Jobbird bieten hauptsächlich “normale” Jobs an. Hier werden keine besonderen Studiengänge oder Ausbildungen gefordert, damit jeder eine passende Stelle finden kann – egal ob Vollzeit oder Teilzeit.
YoungCapital richtet sich hauptsächlich an all diejenigen, die noch studieren oder in der Ausbildung bzw. gerade fertig geworden sind. Hier werden vor allem Young Professionals glücklich, die auf der Suche nach ihrem ersten “richtigen” Job sind oder einen Nebenjob brauchen, der Spaß macht und gut auf dem Lebenslauf aussieht.
Aber wenn du von Kurzarbeit betroffen bist, suchst du wahrscheinlich eine Alternative, die an deine bisherige Arbeit anknüpft.
Hier ein paar Empfehlungen, wie du dich aus deiner Kurzarbeit heraus bewirbst.
1. Bitte um ein Zwischenzeugnis
Du musst deinen Wunsch nach Veränderung nicht gleich an die große Glocke hängen. Das solltest du auch gar nicht. Wenn du aber ein gutes Vertrauensverhältnis zu deinen Vorgesetzten hast, dann ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt, um ein Zwischenzeugnis zu bitten. Das ist eine gute Voraussetzung für eine aussagekräftige Bewerbung, aus der ein potentieller Arbeitgeber ganz aktuelle Informationen entnehmen kann.
2. Formuliere ein Bewerbungsschreiben, das dich für den Arbeitgeber wirklich attraktiv macht
Dieser möchte natürlich nicht den X. Bewerber, der versucht, sich aus der Kurzarbeit herauszuretten, sondern Mitarbeiter, die ein echtes Interesse an der Tätigkeit und am Unternehmen haben. Daher erwecke bitte nicht den Eindruck, dass du nur verzweifelt auf der Suche nach einem höheren Einkommen bist. Wie in jeder anderen Bewerbung gilt auch hier: Was genau motiviert dich, genau in diesem Unternehmen arbeiten zu wollen? Was reizt dich so besonders an der Stelle? Horche gut in dich hinein, auch wenn es wirklich zum aktuellen Zeitpunkt die monetären Gründe sind, die dich vor allem zum Wechsel bewegen: Ganz sicher gibt es noch andere Dinge, die die Stelle für dich so interessant machen. Das ist es, was den Personalchef interessiert.
Alle wissen um die besonderen Umstände, die die Pandemie uns auferlegt. Und mit Sicherheit werden wir uns auch in vielen Jahren noch daran erinnern. Du musst Corona also nicht lang und breit in deiner Bewerbung erwähnen. Doch wo es Sinn macht, kannst du geschickt darauf eingehen. Zum Beispiel kannst du eine Zeit der Selbstreflexion erwähnen, die dich auf deinen neuen Weg geführt hat.
Entscheidend für den neuen Arbeitgeber ist aber – nach wie vor – nicht so sehr, was dir ein Wechsel bringen wird, sondern die Frage, was du für das Unternehmen für einen Mehrwert bieten wirst. Wenn du das Anschreiben formulierst, versetze dich gedanklich in die Position deines zukünftigen Chefs: Was wünscht er sich? Warum kannst du ihm das alles geben, und zwar auf eine bessere Art und Weise als deine Mitbewerber?
3. Hole alles aus deinem Lebenslauf heraus
Auch in Corona-Zeiten interessieren sich Personalchefs natürlich ganz besonders für deinen Lebenslauf. Denn so gut dein Anschreiben auch klingt – hier steht schwarz auf weiß, was du deinem künftigen Arbeitgeber zu bieten hast. Wahrheit und Vollständigkeit – das sind hier die Schlüsselworte.
Lücken – ein abgebrochenes Studium, eine Arbeitslosigkeit oder auch eine längere Krankheit – werden im Lebenslauf sichtbar und verlangen spätestens im Vorstellungsgespräch nach einer Erklärung. Auch wenn es eventuell reizvoll ist, an dieser Stelle zu schummeln und, vielleicht, die anderen Beschäftigungszeiten ein wenig zu „strecken“ oder die Phantasie etwas spielen zu lassen: Wir möchten dir an dieser Stelle dringend davon abraten! Denn eine Lüge im Bewerbungsverfahren kann auch nach deiner Einstellung böse Folgen nach sich ziehen. Eine fristlose Kündigung, zum Beispiel.
Wesentlich besser ist es daher, zu dieser Zeit zu stehen und das Positive darin herauszustreichen. Vielleicht hast du die Zeit der Arbeitslosigkeit dazu genutzt, dich weiterzubilden oder hast nach dem abgebrochenen Studium den Weg gefunden, der wirklich deinen Neigungen entspricht. Solltest du wegen der Corona-Krise arbeitslos geworden sein, so wird dir sicher niemand einen Vorwurf daraus machen. Wie bereits geschrieben, jeder weiß, was die Pandemie uns gerade abverlangt.
4. Bringe deinen Lebenslauf mit neuen Techniken in Top-Form
Heutzutage ist es gar nicht so selten, dass dein Lebenslauf gar nicht mehr von einer echten Person gesichtet wird, sondern künstliche Intelligenzen, sprich Computerprogramme diese Aufgabe übernehmen. Gerade größere Unternehmen bedienen sich dieser Methode – dem sogenannten Parsing. Dein Lebenslauf wird in diesem Fall maschinell auf Schlüsselworte geprüft: Entsprechen sie dem gesuchten Profil, gelangst du in die engere Wahl. Und nur dann.
Lesbarkeit, Struktur und vor allem der Inhalt deines Lebenslaufes sind mehr denn je wesentlicher als ein gut gestaltetes Design. Doch keine Sorge: Du stehst diesen Maschinen nicht hilflos gegenüber. Mit einem entsprechenden Tool – wie zum Beispiel dem CV-Optimizer des Online Bewerbungsportals kannst auch du im Vorfeld prüfen, ob dein Lebenslauf einer maschinellen Prüfung stand hält. Du kannst deinen Lebenslauf ganz einfach online hochladen und erhältst nach kurzer Zeit eine Rückmeldung, wo und wie du eventuell noch etwas verbessern solltest, um deine Chancen für die Vorauswahl zu erhöhen.
5. Zeige dich auch per Video von deiner besten Seite
Bist du in die engere Wahl gekommen, steht die persönliche Vorstellung bei deinem Wunscharbeitgeber an. Sehr wahrscheinlich wird die Pandemie auch die Form des Vorstellungsgespräches verändert haben. Zwar dürfen auch im Lockdown weiterhin Einstellungs- und Auswahlgespräche vor Ort durchgeführt werden, solange dies nicht ausdrücklich untersagt ist.
Die meisten Arbeitgeber sind jedoch dazu übergegangen, ihre Stellenbewerber per Video-Call zu interviewen, per Zoom, Skype oder WhatsApp. Das hat für sie neben weniger Ansteckungsgefahr auch den Vorteil, dass Vorbereitungszeiten entfallen und keine Räume freigehalten werden müssen. Du als Bewerber musst keine langen Fahrtwege in Kauf nehmen und kannst das Gespräch bequem von zu Hause aus durchführen. Eine gute Situation für beide Seiten.
Dennoch solltest du im Video-Vorstellungsgespräch ein paar Dinge beachten:
- Auch wenn das Gespräch in einem für dich privaten Rahmen stattfindet, so achte doch auf unbedingte Professionalität: Kleide dich so, als würdest du zu einem Bewerbungsgespräch vor Ort eingeladen sein.
- Achte darauf, dass du ungestört bist, der Raum gut ausgeleuchtet und frei von störenden Geräuschen ist, damit du dich – im wahrsten Sinne des Wortes – im besten Licht darstellen kannst.
- Und selbstverständlich: Bereite dich vor! Informiere dich genauestens über die angestrebte Stelle und das Unternehmen, in dem du einmal arbeiten willst. Kurz: Stelle dir vor, du würdest dem Personalchef gegenübersitzen.
- Wichtig: Deine Technik und deine Internetverbindung müssen in dieser Zeitspanne fehlerfrei funktionieren. Überprüfe das zuvor bitte noch einmal.
6. Informiere dich über deine Rechte
Auch wenn die Corona-Pandemie das Leben nicht einfacher macht – vieles ist so geblieben, wie zuvor: Auch in Zeiten der Kurzarbeit hast du das Recht, aus eigenem Willen zu kündigen. Deine Kündigungsfristen bleiben bestehen. Vielleicht kannst du jedoch sogar mit deinem alten Arbeitgeber ein wenig verhandeln und diese in beiderseitigem Einverständnis verkürzen.
Aber Achtung: Kündige erst, wenn du dir wirklich sicher bist, dass du die angestrebte Stelle auch erhalten wirst. Gerade erst hat das Sozialgericht in einem Fall entschieden, dass es aufgrund der Pandemie nicht zu einem verlängerten Anspruch kommt[4]. Die Höhe des Arbeitslosengeldes und der Zeitraum der Zahlung richten sich nach deinem Einkommen, deinem Lebensalter und der Dauer deiner Arbeitslosenversicherung, die auch beim Bezug von Kurzarbeitergeld weiterhin besteht.
Allerdings gibt es unter Umständen seit diesem Jahr die Möglichkeit, die Sperrfrist bei einem Aufhebungsvertrag zu umgehen[5]. Da dies jedoch von mehreren Faktoren abhängt, solltest du dich zuvor ganz genau informieren. Der bessere Weg ist auf jeden Fall, nahtlos zu dem neuen Arbeitgeber zu wechseln.
7. Und das Wichtigste: Verliere nicht den Mut.
Auch wenn die Zeiten im Moment schwierig sind: Nimm dein Leben in die eigenen Hände!
[1] vgl. OECD – 25 Millionen Arbeitslose mehr – Wirtschaft – SZ.de (sueddeutsche.de)
[2] Boyens Medien: Welche Branchen boomen in Zeiten von Corona besonders?
[3] Zur besseren Lesbarkeit wurde die generische männliche Sprachform verwendet. Das weibliche und diverse Geschlecht ist selbstverständlich immer eingeschlossen.
[4] https://www.gegen-hartz.de/urteile/corona-sonderregelung-beim-alg-i-verfassungsgemaess
[5] https://www.igmetall.de/service/ratgeber/neue-regeln-arbeitslosengeld-nach-aufhebungsvertrag
Vielen Dank, das ist wirklich ein hilfreicher Artikel. Ich war leider auch gezwungen im Frühjahr einen neuen Job zu suchen, da ich nach einem Jahr Kurzarbeit einfach keinen anderen Ausweg gesehen habe. Dafür hätten mir eure Tipps sehr geholfen, aber das waren ja bestimmt nicht meine letzten Vorstellungsgespräche – ich werde mir eure Tipps merken 😉 Trotzdem finde ich es nach wie vor heftig, zu diesem Arbeitswechsel „gezwungen“ gewesen zu sein, genauso wie viele andere auch. Erst kürzlich habe ich einen interessanten Artikel darüber gelesen, dass eigentlich der Betriebsrat hätte aktiv werden müssen (https://www.ifb.de/news/kurzarbeit-ist-kein-grund-zum-ausruhen/1203 ). Das war in meinem Unternehmen… Weiterlesen »
Danke für den interessanten Beitrag! Während Corona haben sich vor allem Angestellte aus der Gastronomie neue Jobs gesucht, was ja auch verständlich ist.