Die zentrale Frage, die ich mir als Arbeitsmarktreferent gestellt habe: Was ist der verdeckte Stellenmarkt? Und wer hat ihn verdeckt? Mit was und von wem?
Also, zuerst fragen wir die allwissende Wikipedia:
„Als verdeckten Arbeitsmarkt oder verdeckten Stellenmarkt bezeichnen Personalverantwortliche Stellen, die ohne eine öffentliche Ausschreibung besetzt werden. Im Unterschied hierzu versteht man unter dem öffentlichen Arbeitsmarkt alle Stellenausschreibungen, die über Webseiten, Jobportale sowie Stellenanzeigen in Printmedien ausgeschrieben werden. Personalexperten beziffern diesen Markt als sehr viel größer, denn hier werden Stellen besetzt über das eigene Netzwerk, durch Personalberatungen und vorhandene Kontakte zu geeigneten Bewerbern. Das spart dem suchenden Unternehmen Kosten und Aufwand. Meist ist es auch wesentlich zielgenauer.
Den verdeckten Stellenmarkt erreicht man durch
- Initiativbewerbungen
- über soziale Netzwerke (Social Networks)
- oder durch Beziehungen.“
Mein Job als Arbeitsmarktreferent ist es, den verdeckten Arbeitsmarkt sichtbar werden zu lassen. Das ist manchmal sehr anstrengend, aber immer sehr lohnend. Ein Vergleich:
Hast du schon mal einen großen Stein umgedreht? Da krabbelt eine Menge unsichtbarer Insekten rum. Für jemanden, der Insekten mag (ich nur aus rein wissenschaftlichem Interesse), ist das eine versteckte Nahrungsquelle. So mancher Vogel freut sich (nur die Insekten in diesem Fall nicht unbedingt 🙂 ).
Und das ist meine sehr erfreuliche berufliche Tätigkeit: Steine finden, umdrehen und dann unseren Fortbildungsteilnehmern erzählen, an wen sie sich wenden können und wie.
Wo welche Steine umgedreht werden sollten – und wie man dann die heißbegehrte Stelle bekommt
Vielleicht geht es dir als Arbeitssuchender manchmal auch so, dass du dich fragst: „Wo sind die Stellen hin, wo sind sie geblieben?“
Bei Wikipedia steht ja etwas von Initiative, Social Networks und Beziehungen. Und da fängt bei mir das Schmunzeln an – Beziehungen sind einfach richtig toll.
„Beziehungen schaden nur dem, der sie nicht hat.“
(Unbekannter Verfasser)
Wie starte ich also meine Beziehungskampagne? Wie baue ich sinnvoll Beziehungen auf?
Nicht über die sozialen Netzwerke, denn die sind aus meiner Sicht zwar wichtig, sie sind aber ungenau, viel zu voll mit Gerüchten, und ersetzen niemals den direkten Kontakt. Aber ich finde über soziale Netzwerke (mein bevorzugtes Werkzeug ist XING) heraus, welche Events es für die direkte Kontaktaufnahme gibt (hier gibt es eine Menge Steine!).
Da gibt es „Nerdtreffen“, Treffen von Unternehmern, von verzweifelten Personalern, von noch mehr verzweifelten Personalern, Messen mit nicht ganz so verzweifelten Personalern usw. Eine wahre Fundgrube für mich, der ich auf der Suche nach Beziehungen bin – ich betone die professionelle Seite dieser Beziehungen – und somit Steine umdrehen kann und Stellen sichtbar werden lassen kann.
So lerne ich die direkten Personal- oder Fachabteilungsleiter kennen. Beispielsweise auf einer Messe, auf der ich ständig unterwegs bin und nicht nur am Stand herumstehe (meine Interpretation von „Stand“).
Die Kontakte auf einer Messe sind in erster Linie locker. Der Eindruck ist ja erst mal auch der, dass wir als Aussteller, in meinem Fall in der Funktion als Arbeitsmarktreferent beim IBB, „in einem Boot sitzen“. Und nach der Messe gibt es ein „Meet and Greet“. Dort vertiefen wir die Gespräche beim Essen und Trinken (wichtige Regel: Gespräch vertiefen, nicht zu tief ins Glas schauen! 🙂 ).
Mein Fazit: „Steine, überall Steine.“
Nach der Messe habe ich dann sehr oft Gesprächstermine und diese kann ich dazu nutzen, um über Steine, ähm, über potentielle Stellen zu sprechen. Und was den verdeckten Stellenmarkt angeht: Diese „Stellengespräche“ sind total entspannt, aber zielführend. Ich finde Dinge heraus, die eine offene, ausgeschriebene Stelle überhaupt nicht ans Tageslicht bringt. Im Grunde kann ich hier bereits herausfinden, was im Vorstellungsgespräch erzählt werden wird und später an den von mir angesprochenen Teilnehmer weitergeben.
Wenn du vor lauter Steinen nicht mehr das Ergebnis siehst
Ich kann also hier über einen Weg sprechen, den ich selber bevorzuge. Wenn auf diesem Weg viele Steine liegen, umso besser! Einfach mal umdrehen. Da kommen tatsächlich potentielle Stellen zum Vorschein. Und wenn du sogar zu viele Steine siehst oder aber gar nicht weißt, wo du suchen sollst, hier ein paar kleine Tipps.
Kurzer Wegweiser für das Aufdecken des verdeckten Stellenmarktes:
- Nutze bestehende Beziehungen!
Du hast Beziehungen. Du kennst jemanden, der arbeitet? Dann frag ihn. Vielleicht sucht das Unternehmen nach jemandem wie dir.
- Keine Anmachsprüche!
Es ist wie mit einer echten Liebesbeziehung: Alte Anmachsprüche („Du musst der wahre Grund für die globale Erderwärmung sein.“ oder „Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick? Sonst geh ich raus und komm nochmal rein.“) ziehen nicht (immer). Wenn du auf Netzwerktreffen gehst, dann frag bitte nicht „Ey, haste mal ´nen Job?“ oder biete dich zwanghaft an („Guten Abend! Ich bin arbeitslos. Ich brauche Arbeit. Sie werden mich brauchen. Morgen!“).
- Sprich über das Unternehmen!
Viel besser kommst du ins Gespräch, wenn du zum Beispiel nachfragst, was die Kernausrichtung des Unternehmens ist. Vielleicht stellt sich im Gespräch über die Arbeit des Unternehmens heraus, dass ein neues Team gebildet wird („Was für ein Zufall, ich bin Web Developer mit Programmierkenntnissen aus diesem Bereich. Und ab 1. August stehe ich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Haben Sie eine Visitenkarte? Wann und wo kann ich mit Ihnen weiter darüber sprechen?“).
- Sammle Visitenkarten!
Du bist ja auf einem Netzwerktreffen und wirst viele Visitenkarten bekommen. Das sind praktisch Einladungskarten für die Beziehungsaufnahme.
Das ist also mein Job. Jeden Tag einen Stein umzudrehen. Und das mache ich gerne. Jeder hat etwas davon:
- Unsere Schulungsteilnehmer eine ziemlich exklusive und gezielte Art der Vorstellung (nach dem Motto: „Ich bin das lebende Bewerbungsschreiben!“).
- Auf der anderen Seite die Unternehmen. Die dürfen mal richtig offen sagen, was sie eigentlich konkret suchen (ohne unbedingt auf das AGG (Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz) achten zu müssen, weil sie vergessen haben, dass es diskriminierend ist, wenn sie sich eine Frau wünschen).
Und ich verhelfe dem IBB dazu, dass es ein bisschen „anders“ ist als die anderen Bildungsanbieter. 🙂
Viel Erfolg beim Aufdecken „verdeckter Stellen“
Euer Daniel Nordmann