Effektives Lernen: Eine Frage der richtigen Selbsteinschätzung

Wie oft hast du an deiner Lernfähigkeit gezweifelt? Denkst du auch, dass das Wort Lernen einfach nicht zu deinem alltäglichen Wortschatz passt? Wenn du auch diesen Frust kennst, bist du nicht allein.

Die Ursache dieser Überzeugung ist ganz einfach zu erklären. Bevor du überhaupt einen Stoff verinnerlichen kannst, solltest du erstmal die richtigen Lernmethoden für dich herausfinden. Die Schablone, dass es nur eine effektive Lernmethode für alle gibt, ist nicht korrekt, weil jeder Mensch anders ist und logischerweise anders lernt.

In diesem Beitrag erkläre ich die wichtigsten Elemente und Faktoren, die unsere Lernfähigkeit am meisten beeinflussen und sogar beeinträchtigen. Mit ein bisschen Selbstreflexion und Selbsteinschätzung sowie mit ein paar Tipps wird der Weg zum Lernerfolg einfacher!

Vier verschiedene Lerntypen

Jeder Mensch lernt anders. Das solltest du dir einprägen und nie vergessen. Was bei einem Freund erfolgreich funktioniert, hilft dir wahrscheinlich wiederum gar nicht.  Aus diesem Grund ist es zuerst wichtig zu verstehen, welche Lerntypen sich in dir verbergen und wie stark sie ausgeprägt sind.

Im Allgemeinen spricht man aber davon, dass mehrere Lerntypen aufeinandertreffen, weil niemand nur ein ganz bestimmter Lerntyp ist. Ich kann das aus persönlicher Erfahrung nur bestätigen, da ich sogar je nach Fachgebiet unterschiedliche Lernmethoden bewusst oder unbewusst einsetze.

Der visuelle Lerntyp

Der visuelle Typ weist die folgenden Merkmale auf:

  • Er kann sich besser Inhalte merken, die von Bildern, Grafiken, Skizzen, Infografiken, Videos usw. unterstützt werden.
  • Sein Lernprozess erfolgt also durch das Sehen vom Lernstoff.
  • Schemata und Mind-Maps sind für ihn wichtige Instrumente zur Zusammenfassung des Lernstoffs.

Da ich auch teilweise zu dieser Kategorie gehöre, strukturiere ich erst alle Daten im Text und fasse ihren Kern mit kürzeren Sätzen zusammen. Um alles besser zu veranschaulichen, verwende ich mein eigenes Sprachsystem, um beispielsweise Kausalzusammenhänge oder Folgen zwischen Fakten sofort zu erkennen. Falls die Anfertigung eigener Skripte zu aufwendig ist, kannst du viele Tools für die automatische Erstellung von Mind-Maps ausprobieren.

Der auditive Lerntyp

Du bist ein auditiver Lerntyp, wenn die folgenden Merkmale auf dich zutreffen:

  • Das Hören von Inhalten steht im Mittelpunkt deines Lernprozesses.
  • Du kannst dir gehörte Informationen und mündliche Erklärungen besser merken.
  • Du profitierst am meisten von Podcasts und Audio-Medien, da du auch länger aufmerksam bleiben kannst.

Als ich Deutsch gelernt habe, haben mir beispielsweise am Anfang die Podcasts nicht weitergeholfen, da ich noch nicht so gut die Grammatik konnte. Ich kenne aber viele Leute, die eine Fremdsprache nur beim Zuhören oder durch Fernsehen gelernt haben und die nicht das Bedürfnis hatten, jede grammatikalische Kleinigkeit zu wissen. Mittlerweile kenne ich mich besser mit der deutschen Grammatik aus und lerne Deutsch tatsächlich nur durch Podcasts und Filme. Zu diesem Zeitpunkt kann ich besser auf diese Art und Weise neue Vokabeln lernen.

Ein Mann stellt sein überdimensionales Ohr auf, um besser zu hören.
„Lauscher auf“: Auditive Menschen lernen am besten durch Hören.
Der motorische Lerntyp

Dieser Lerntyp wird oft auch als haptisch bzw. kinästhetisch bezeichnet.

  • Die Praxiserfahrung und das Learning by Doing sind die Kerne seines Lernprozesses.
  • Er lernt am besten, wenn er theoretische Inhalte in konkreten Situationen und Übungen umsetzt.
  • Er profitiert am meisten von praktischen Aufgaben, Rollenspielen sowie Probeklausuren.

Learning by Doing war eigentlich nichts für mich – vielleicht weil ich das auch aus meiner Schulzeit nicht kenne. Diese Methode ist mir aber sehr behilflich beim Lernen neuer Programme. Ich schaue mir viele Tutorials an, aber Vieles bleibt auf der Strecke. Die einzigen Lösungen oder Funktionen, die in Erinnerung geblieben sind, sind diejenigen, auf die ich selbst gestoßen bin.

Der kommunikative Lerntyp

Zu diesem Lerntyp gehören die folgenden Eigenschaften:

  • Er lernt am besten durch den Austausch, Lerngruppen und Diskussionen.
  • Durch den Austausch wiederholt er ständig das Thema und kann es aus verschiedenen Facetten und Perspektiven besser betrachten.
  • Die Kommunikation steht also im Mittelpunkt seines Lernprozesses, da er während der Gespräche Emotionen, Mimik, Gestik und Stimme mit den Inhalten verbindet und besser aufnehmen kann.

Im Allgemeinen lerne ich lieber allein, aber Lerngruppen waren sehr hilfreich und notwendig, als ich Klausuren über sehr abstrakte Themen hatte. Ich erinnere mich insbesondere an eine kulturwissenschaftliche Klausur. Ich hatte nichts verstanden und war nicht die Einzige. Durch die Lerngruppe konnten wir tatsächlich die sehr abstrakten Theorien mit konkreten Beispielen auf unsere reale Welt beziehen.

Was für ein Chronotyp bist du?

Jeder Mensch tickt anders und das betrifft auch seinen Tag-Nacht Rhythmus. Es gibt Menschen, die früh sehr aktiv sind und besser arbeiten können oder Menschen, die sich abends besser konzentrieren können. Weißt du schon, wann du am lernfähigsten bist? Falls ja, versuche mal, nur in deiner „Lieblingszeit“ zu lernen.

Den gemütlichen Platz finden

Das hört sich banal an, aber es ist tatsächlich sehr wichtig. Wo lernst du am besten? Ich kenne viele Studenten, die jeden Tag in der Bibliothek sitzen, weil es zu Hause viele Ablenkungen gibt. Für andere ist nur ein Schreibtisch notwendig, und es ist besser, wenn es der eigene Schreibtisch zu Hause ist. Es gibt also nicht DEN geeigneten Platz, da jeder Mensch anders ist. Ich kann zum Beispiel in der Bibliothek nur Hausarbeiten schreiben, zum Auswendiglernen brauche ich mein gemütliches Zimmer.

Das richtige Medium

In Zeiten der Digitalisierung ist es normal, dass man oft aus Skripten in digitaler Form lernt. Vielleicht ist es tatsächlich für die junge, digitalisierte Generation normal, alles am Bildschirm zu sehen und zu lesen.

Ich bin leider ein bisschen old school und ich brauche für meine Schemata Blattpapier, wo ich mir am Rand viele Anmerkungen oder Symbole aufschreiben kann. In den letzten Jahren versuche ich aber tatsächlich, aus Umweltgründen wenig Papier auszudrucken. Und falls ich das nicht schaffe, verwende ich nur Recyclingpapier. Lernen mit einem schlechten Gewissen ist auch nicht gut!

Schlafen

Das klingt auch sehr banal, aber der Mensch ist keine Maschine und braucht eine Pause! Schlafen ist also nicht nur für die Gesundheit wichtig, sondern auch für das Lernen. Die Informationen, die wir tagsüber aufnehmen, werden zeitweise abgespeichert. Während des Tiefschlafs, also der zweiten Phase neben dem Leichtschlaf und den REM-Phasen, wird ein Teil der Daten in das Langzeitgedächtnis abgespeichert.

Wie gesagt, scheint das banal zu sein, aber ich merke immer wieder, wie meine Lernfähigkeiten sich verschlechtern, wenn ich nicht genug geschlafen habe. Meine Freunde merken das auch, weil ich dann kaum einen sinnvollen Satz auf Deutsch zaubern kann.

Wiederholen

Wir sind jetzt fast am Ende der Etappen unseres Lernprozesses. Also nimm an, du hast dich schon ausprobiert und weißt schon, welche Lernmethode, welcher Platz und welche Tageszeit zu dir passen. Die Informationsaufnahme hat also schon stattgefunden. Was bleibt übrig? Wiederholen sollte dein Lieblingswort werden, denn ohne das Wiederholen sind die vorherigen Schritte sinnlos.

Vor allem wenn man eine Fremdsprache lernt, hat die Wiederholung kein Ende, weil man immer wieder Wörter vergisst. So ist das eben. Für diesen spezifischen Fall würde ich die Erstellung einer Tabelle mit allen bis jetzt gelernten Vokabeln und ihren Bedeutungen vorschlagen. Man kann die Tabelle immer erweitern und ab und zu die alten Wörter wiederholen.

Viel Erfolg beim Lernen!

Annalisa

Annalisa Perone

Zwei Länder und ein Herz – Annalisa ist unsere italienische Werkstudentin beim IBB. Sie wohnt schon seit sechs Jahren in Deutschland, wo sie auch ihren Bachelor im Bereich Sprachwissenschaft absolviert hat. Fremdsprachen, Kulturen und Weltentdeckung waren schon immer ihre Lieblingswörter. Sie studiert jetzt „Informationsdesign und Medienmanagement“ im Master. Annalisa freut sich schon auf die nächsten Etappen ihres Lebens!

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