Erfahrungsbericht nach erfolgreicher Umschulung: Mit Fleiß und Übung zum neuen Beruf

Immer wieder spannend: Nicht alle gehen beruflich den klassischen Weg von der Ausbildung in den jeweiligen Beruf, um dort bis zur Rente zu bleiben. Manche arbeiten jahrelang auch ganz ohne entsprechenden Berufsabschluss, um ihn zum Beispiel durch Teilqualifizierungen und eine Externenprüfung nachzuholen. Andere haben zwar einen Abschluss, orientieren sich später aber noch einmal neu mit einer Umschulung.

So wie André Pardun, 48, der die Umschulung zum Steuerfachangestellten beim IBB mit Bravour gemeistert und als Jahrgangsbester in seiner Kammer-Region abgeschlossen hat. Im folgenden Interview erzählt er uns unter anderem, wie es dazu kam, welche Faktoren wichtig für den erfolgreichen Abschluss waren, vom „inneren Schweinehund“ – und warum das Steuerrecht eigentlich gar nicht so theoretisch-trocken ist. Viel Spaß!

Absolvent André Pardun (rechts) freut sich mit seinem Dozenten und Koordinator Andreas Andersch vom IBB (links) über den außergewöhnlich guten Abschluss – und den Scheck als Geschenk des Steuerberaterverbands.

Herr Pardun, welchen Beruf haben Sie ursprünglich erlernt?

Ich habe 2004 ein Studium der Betriebswirtschaft als Diplom-Kaufmann abgeschlossen. Jedoch konnte ich den Beruf wegen einer psychischen Erkrankung nicht ausüben. Aufgrund meiner Ausbildung in Rechnungswesen an einem Fachgymnasium für Wirtschaft konnte ich allerdings ungelernt – also ohne Berufsabschluss – bei mehreren Firmen in der Finanzbuchhaltung einer Tätigkeit nachgehen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Umschulung zu machen?

Bei meinen Tätigkeiten in der Finanzbuchhaltung kam ich immer wieder an meine Grenzen des Könnens. Mir fehlte ja eine fundierte Ausbildung. Nach einem weiteren gesundheitlichen Problem wurde die Rehabilitationsabteilung der Agentur für Arbeit auf mich aufmerksam. Während einer beruflichen Rehabilitation wurde bei mir das Interesse am Beruf des Steuerfachangestellten geweckt. Ich absolvierte vor Beginn der Umschulung zwei Orientierungspraktika bei Steuerberatern. Ich habe schnell gemerkt, dass ich sowohl meinen Horizont im Bereich Steuern erweitern als auch an bisher bekanntes Wissen anknüpfen konnte. In Zusammenarbeit mit der Reha-Abteilung der Arbeitsagentur hat das Jobcenter die Umschulung finanziert.

Wie hat Ihnen der Unterricht gefallen? Und die virtuelle Lernumgebung?

Der virtuelle Unterricht hat mir sehr gefallen und Spaß gemacht. Man gewöhnt sich sehr schnell an die Situation, dass man „nur“ via Laptop mit seinen Dozenten und Mitstreitern kommuniziert. Jedoch gab es genügend Möglichkeiten, sich auszutauschen und Lerngruppen zu bilden, auch außerhalb der Unterrichtszeiten. Der Austausch mit Lernmaterialen war ebenfalls sehr einfach und fand regelmäßig statt. Auch für allerlei Nachfragen blieb genügend Raum und Zeit. Mit der Lernumgebung und der digitalen Plattform bin ich gut klargekommen. Man findet sich doch sehr schnell mit dem System und den unterschiedlichsten Funktionen zurecht.

Welche inhaltlichen Themen haben Ihnen besonders Spaß gemacht?

In Steuerlehre hat mir besonders der Teil Einkommensteuer und Umsatzsteuer Spaß gemacht. Man profitiert durch die Umschulung ungemein viel auch für das eigene Private. Spätestens bei der ersten Gehaltszahlung weiß man, wie man die Abzüge für die Lohnsteuer und die Sozialabgaben selbst berechnen und diese dann auch nachvollziehen kann. Auch die eigene Einkommensteuererklärung wird dann kinderleicht. Man lernt insgesamt recht schnell, dass das Thema Steuern nicht nur ein rein theoretisches Phänomen ist, sondern sehr stark an die Praxis angeknüpft ist. Das Thema Steuern hat große Anknüpfungspunkte an unseren Alltag. Das gefiel mir sehr.

Und welche weniger …?

Natürlich muss jedem, der eine Umschulung als Steuerfachangestellter absolviert, klar sein, dass ein wesentlicher Teil aus Theorie, Rechtsverständnis und Definitionen besteht. Ein gewisses Maß an normativen Grundverständnis muss vorgegeben sein. Unzählige Paragraphen aus verschieden Gesetzen müssen erst einmal verstanden und auswendig gelernt werden. Und dann in einem zweiten Schritt auch auf konkrete Sachverhalte angewendet werden. Das braucht viel Zeit und Motivation zum Üben. Aber mit einem gewissen Maß an Fleiß und Übung gelingt das auch.

Was waren die größten Herausforderungen bei Ihrer Umschulung?

Die größte Herausforderung war die Eigenmotivation zum Lernen. Man muss oft den inneren Schweinehund überwinden, um täglich richtig viel zu lernen, das ist schon anstrengend. Aber es ist unbedingt notwendig – bei dem umfangreichen und komplexen Lernstoff. Aber es hat sich gelohnt!

Hatten Sie viel Kontakt zu den anderen Umschülern?

Die virtuelle Lernumgebung bot ausreichend Platz, mit den anderen Umschülern zu kommunizieren. Wir konnten auch Lerngruppen bilden. Auch außerhalb des virtuellen Klassenzimmers haben wir gechattet. Gerade während der Praktikumsphase und in der Prüfungsvorbereitung konnten wir uns dadurch untereinander wirklich unterstützen.

Wo haben Sie das Praktikum absolviert? Was hat Ihnen das gebracht?

Mein einjähriges Praktikum absolvierte ich beim Steuerberater Ulrich Dietel in Tangermünde. Er und sein Team haben mich tatkräftig unterstützt und mir die Gelegenheit geboten, mein theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden. Vieles wurde dadurch greifbarer und verständlicher. Neben der monatlichen Buchhaltung und Umsatzsteuervoranmeldung etlicher Mandanten konnte ich auch einige Abschlüsse und Einkommensteuererklärungen bearbeiten. Das war sehr interessant und hat mich noch mehr darin bestärkt, diesem Beruf auch zukünftig nachzugehen. Aber auch die Basics werden vermittelt wie Umgang und Kommunikation mit dem Mandanten und dem Finanzamt, Führen eines Fristenbuches, Verwaltung von Posteingang und Postausgang sowie der Umgang mit der verwendeten Steuerkanzleisoftware.

Wie schwierig war die Abschlussprüfung? Wurden Sie gut darauf vorbereitet? Mit welcher Note haben Sie abgeschlossen?

Wir wurden mehrere Monate auf die schriftliche und auch mündliche Abschlussprüfung vorbereitet. Neben einer kompakten Wiederholung des Lehrstoffes gab es auch etliche Tipps. Vor allen das Lösen alter Prüfungen war ergiebig. Die Prüfungen an sich waren nicht allzu schwierig. Es wurden genau die Sachen gefragt, die wir auch im Unterricht intensiv besprochen haben. Irgendwelche „Fallstricke“ kamen in meiner Abschlussprüfung nicht vor. Gute Vorbereitung ist eben alles. Auch die mündliche Prüfung war einfacher, als man sich dies vorher vorstellt. Die Prüfer waren sehr freundlich und entgegenkommend. Man braucht wirklich keine Angst davor zu haben. Wenn man „am Ball bleibt“, ist die Prüfung auch für Quereinsteiger zu bestehen. Ich habe mit der Note „sehr gut“ bestanden.

Bei welchem Arbeitgeber haben Sie danach einen Job gefunden? Was machen Sie dort genau?

Seit der bestandenen Abschlussprüfung arbeite ich dem Steuerbüro Ulrich Dietel, bei dem ich auch mein Praktikum während der Umschulung absolvierte. Ich konnte gleich an die Aufgaben anknüpfen, an die ich schon während des Praktikums arbeitete: die Buchhaltung, Abschlüsse und Erstellen von Steuererklärungen.

Was macht Ihnen besonders Spaß an Ihrer neuen Arbeit? Inwiefern hilft Ihnen das Wissen aus Ihrer Umschulung?

Spaß macht vor allem der Umgang mit den Mandaten und die Tatsache, dass man diese zielstrebig durch das schwierige und ausgedehnte „Fahrwasser“ des Steuerrechts lotsen und ein gutes Ergebnis für alle Beteiligte erzielen kann. Dabei hilft sowohl das umfangreiche Theoriewissen, das man auf allen Gebieten des Steuerrechts vermittelt bekommt, als auch die Erfahrung aus dem Praktikum. Gerade die hohe Verantwortung und die umfangreiche Betreuung des Mandanten ist motivierend.

Haben Sie für Ihre berufliche Zukunft noch weitere Pläne geschmiedet?

Zunächst möchte ich noch mehr Praxiserfahrungen sammeln und mein Können als Steuerfachangestellter festigen. Später möchte ich mich dann zum Steuerfachwirt weiterbilden.

Vielen Dank, dass Sie Ihre Erfahrungen hier mit uns teilen. Und weiterhin alles Gute in Ihrem neuen Beruf!

Thomas Horn

Alles rund um das geschriebene Wort – das ist Thomas' berufliches Metier beim Institut für Berufliche Bildung (IBB). Die Aufgaben reichen von der Produkt- und Online-Kommunikation bis zur Unterstützung im Bereich Presse/PR. Thomas erstellt außerdem Broschüren, Flyer, andere Printmaterialien und was sonst alles noch anfällt.

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