Jobsharing – wenn das Teilen die Lösung ist

Hast du dir schon mal gewünscht, deine Vollzeitarbeit auf Teilzeit umzustellen? Aber eigentlich weißt du ganz genau, dass dein Arbeitsvolumen nur in Vollzeit zu bewältigen ist. Kann dein Traum trotzdem erfüllt werden, ohne dass du den Job aufgeben musst? Die Antwort auf diese Frage ist Jobsharing!

Jobsharing bzw. Arbeitsplatzteilung ist ein flexibles und innovatives Arbeitsmodell, das es Mitarbeitern ermöglicht, ihre Vollzeitstelle und entsprechende Verantwortung mit einer zweiten Person zu teilen. Die Vollzeitarbeit verwandelt sich in zwei Teilzeitstellen und die zwei Teilzeitkräfte arbeiten so eng zusammen, dass sie beide idealweise für alle Aufgaben verantwortlich sind.

Dieses Arbeitsmodell ist eigentlich nicht so neu, wie man denkt, weil Jobsharing schon vor fast 20 Jahren im § 13 Teilzeit- und Befristungsgesetz (TzBfG) gesetzlich geregelt wurde. Allerdings hat sich dieses Arbeitsmodell erst in den letzten Jahren stärker verbreitet und wird in einigen Ländern wie beispielsweise der Schweiz immer beliebter.

Jobsharing: keine übliche Teilzeitarbeit

Viele Menschen verwechseln oft fälschlicherweise Jobsharing mit einem normalen Teilzeitarbeitsverhältnis. Wie bei üblicher Teilzeitarbeit arbeiten die Jobsharer zwar tatsächlich Teilzeit und unterschreiben eigenständige Arbeitsverträge. Aber der Unterschied zwischen den beiden Arbeitsformen liegt darin, dass die Teilzeitkräfte ihre Aufgaben und ihren Arbeitsplan wie in einem Schichtsystem miteinander absprechen und abstimmen müssen. Sie sind also voneinander abhängig, da beide Mitarbeiter dieselben Verantwortungen haben und jeweils Ansprechpartner für die Arbeitsstelle sind. Sie werden also vom Chef quasi als eine Person behandelt.

Jobsharing-Modelle

Im Laufe der Zeit haben sich verschiede Formen des Jobsharings entwickelt. Hier eine Zusammenfassung der bekanntesten Modelle:

Jobparing

Bei Jobparing wird eine Vollzeitarbeitsstelle durch zwei Teilzeitkräfte aufgeteilt, die eng miteinander arbeiten. Diese Form ist sehr verbreitet und wird je nach Variante entweder als Hybrid Jobparing oder als Pure Jobparing bezeichnet.

Hybrid Jobparing

  • Die Teilzeitkräfte teilen in gemeinsamer Verantwortung eine Vollzeitstelle.
  • Sie sind voneinander abhängig, aber sie ergänzen sich in ihren Kompetenzen und deswegen ist jeder für bestimmte Bereiche zuständig.

Pure Jobparing

  • Die Vollzeitstelle wird durch zwei Mitarbeiter aufgeteilt.
  • Die zwei Teilzeitkräfte sind voneinander abhängig und da sie ähnliche Kompetenzen und Stärken aufweisen, sind sie ohne Probleme miteinander austauschbar.
Topsharing

Topsharing ist eine besondere Form vom Jobsharing, da es sich nur auf Führungskräfte bezieht. Diese Variante weist die folgenden Merkmale auf:

  • Zwei Führungskräfte teilen sich eine führende Position.
  • Sie sind jeweils für die Mitarbeiter Ansprechpartner für alle Fragen oder nur für bestimmte Themen.

Ob Topsharing den Prinzipien eines Hybrid Jobs oder eines Pure Jobs folgt, wird von den beiden Führungskräften ausgemacht. Beide Optionen sind möglich.

Jobsplitting

Jobsplitting stellt eine Variante des Jobsharings dar, obwohl es eher als ein Teilzeitarbeitsverhältnis zu betrachten ist. Dieses Arbeitsmodell weist die folgenden Merkmale auf:

  • Zwei Teilzeitkräfte teilen eine Vollzeitstelle, aber sind dabei komplett voneinander unabhängig.
  • Sie sind nur für deutlich abgegrenzten Aufgabenbereiche verantwortlich.
  • Sie leisten eine ähnliche Arbeit in unterschiedlichen Zeiträumen.

Obwohl Jobsplitting als eine Form von Jobsharing bezeichnet wird, arbeiten die Teilzeitkräfte selbstständig und sind nur für bestimmte Bereiche zuständig. Das wiederspricht also dem eigentlichen Sinn des Jobsharings.

Ein Geschäftsmann legt den Arm um seinen Zwilling und zeigt mit dem Daumen nach oben.
Fast wie geklont: Bei der „puren“ Variante des Jobsharings macht der Kollege denselben Job auf derselben Position.

Vorteile des Jobsharings

Jobsharing bringt Vorteile sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen.

Die Mitarbeiter haben durch diese Varianten die Möglichkeit, Karriere und Familie besser zu vereinbaren, ohne den Job zu verlieren, auch wenn sie eine Führungsposition haben. Da die Mitarbeiter auch die Verantwortungen teilen, wird der Arbeitsaufwand erleichtert.  Außerdem können die Beteiligten auch je nach Zeitbedürfnis ihren individuellen Stundenplan miteinander abstimmen sowie je nach Schwerpunkten vom anderen Mitarbeiter lernen.

Die Unternehmen, die dieses Arbeitsmodell umsetzen, profitieren ebenfalls. Wenn die Teilzeitkräfte in verschiedenen Zeiträumen Urlaub beantragen, ist die Stelle immer besetzt. Da zwei unterschiedliche Mitarbeiter mit ähnlichem Fachwissen für eine Stelle eingestellt werden, kann das Unternehmen trotzdem von den unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen der beiden Teilzeitkräfte profitieren. Des Weiteren ist es immer gut, den Wünschen der Mitarbeiter entgegenzukommen, um die Bindung zum Unternehmen zu stärken. Das wirkt sich auch auf die Motivation und auf die Leistungen aus.

Herausforderungen beim Jobsharing

Dieses Arbeitsmodell ist zwar vielversprechend, aber es verlangt vor allem am Anfang einen anspruchsvollen Planungs- und Kommunikationsaufwand. Da so ein Modell nur mit einem täglichen Informationsaustausch zwischen den beiden Mitarbeitern möglich ist, stehen Kommunikation und Vertrauen im Mittelpunkt. Beide müssen immer auf dem aktuellsten Stand sein und zusammenarbeiten statt gegeneinander. Deshalb sollte die Chemie zwischen ihnen passen. Außerdem ist ein hoher Grad an Kompromissbereitschaft notwendig, um gemeinsam mit dem Partner bessere Lösungen zu finden. Tatsächlich kann so ein Arbeitsmodell für Einzelgänger eher ungeeignet sein!

Hast du Interesse am Jobsharing als Arbeitsmodell? Dann rede mal mit deinem Chef darüber – ich wünsche dir viel Erfolg!

Annalisa Perone

Annalisa Perone

Zwei Länder und ein Herz – Annalisa ist unsere italienische Werkstudentin beim IBB. Sie wohnt schon seit sechs Jahren in Deutschland, wo sie auch ihren Bachelor im Bereich Sprachwissenschaft absolviert hat. Fremdsprachen, Kulturen und Weltentdeckung waren schon immer ihre Lieblingswörter. Sie studiert jetzt „Informationsdesign und Medienmanagement“ im Master. Annalisa freut sich schon auf die nächsten Etappen ihres Lebens!

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